Am Montag, 25.09.2023,  fand im  „Hier und jetzt“ am Aasee ein zweieinhalb-stündiger Klimastadt-Workshop der Stadt Münster statt. 

Die Veranstaltung sollte an das Stadtforum Klimastadt im Juni anknüpfen (lesen Sie hier eine Stellungnahme dazu). „Neben den Beiträgen der Stadtverwaltung und von Unternehmen sollen auch Beiträge von Bürgerinnen und  Bürgern, von Initiativen sowie neue gemeinschaftlich-entwickelte Projekte den Klimastadt-Vertrag bereichern“, heißt es auf den Seiten der Stadt. Etwa 50 Menschen waren vor Ort. (Einige (Klima-)Gruppen fühlten sich vor den Kopf gestoßen und hatten ihre konstruktive Mitarbeit verweigert. Von „allen“ kann allein deshalb keine Rede sein.) Viele Anwesende beteiligten sich in der (letzten) Hoffnung, dass es endlich in angemessener Ernsthaftigkeit weitergeht und gemeinsam konkrete, wirksame Maßnahmen entwickelt werden. Schließlich sind die Herausforderungen enorm. Deshalb war es umso überraschender, dass es zunächst einen Schritt zurück ging: nämlich zur – sehr schwer auffindbaren – Eingabemaske für den Vertrag, für den die Teilnehmer*innen Verbesserungsvorschläge einbringen sollten. Auch sonst hat dieser Workshop statt Tatendrang viel Frust auf allen Seiten erzeugt, der nach Abschluss aus den Kommentaren einiger Mitwirkender sprach (teils direkt an die Stabsstelle Klima gerichtet).

Was aber auch deutlich wird: Dieser Frust entstand, eben weil die Bürger*innen ihr Wissen und Können beisteuern wollen. Es gibt neben Warnungen (vor einer Gefährdung der Demokratie) auch weiterhin konstruktive Vorschläge (wie den Stadtvertrag in Form einer Commons-Public-Partnership aufzuziehen). Es gibt Angebote aus der Gesellschaft, ihre Expertise (z.B. zur gemeinsamen Entscheidungsfindung) in diesen herausfordernden Prozess einzubringen. Die Teilnehmenden sind ja nur da, weil sie erkannt haben: Wir müssen für einen sozial-ökologischen Wandel zusammenarbeiten (was sollte ihr Beitrag sonst nützen?). Das sollte auch die Verwaltungsspitze ernst nehmen. Nicht erst 2030, sondern JETZT.

Weil es uns alle braucht.

  • Zum Fremdschämen, einfach nur unangenehm. 
  • Während die Veranstaltung immer mehr auseinanderfällt, aus Ergebnisvorstellungen hitzige Auseinandersetzungen zwischen lauten Männern werden, schauen die Mitarbeitenden der Verwaltung nur noch betreten zu Boden oder unbeteiligt ins Leere.
  • Die eingereichten Beiträge, die eigentlich fortwährend online veröffentlicht werden sollten, wurden dann doch gezeigt. 13 an der Zahl. Auf einer Stellwand, EINMAL ausgedruckt, die Mailadressen nur stümperhaft anonymisiert mit einem schwarzen Edding, Datenschutz lässt grüßen. Schriftgröße 10-12, nicht größer. Die Anwesenden stellen sich in der Pause in Schichten an die Stellwand, um sich an der Entzifferung zu versuchen. 
  • „Jedes Mal, wenn ich zu einer Veranstaltung im Bereich Klimaschutz und Partizipation der Stadt Münster gehe, denke ich, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, jedes Mal merke ich, dass ich mich geirrt habe“
  • Die ersten 20 Minuten werden darauf verwendet Ideen zu sammeln, wie mehr Menschen dazu motiviert werden können Beiträge einzureichen, aber natürlich nur jene, die auch die „Kriterien“ erfüllen. Erst bei der gemeinsamen Diskussionsrunde fällt auf, dass die Eingabemaske für die einzureichenden Beiträge auf der Website gar nicht zu finden ist, egal wie tief mensch sich durch die Website klickt… 
  • Beschäftigungstherapie
  • barrierearm(ut)
  • Didaktisch 5, wäre bei einer Prüfung durchgefallen. 
  • wir haben uns im Kreis gedreht
  • Expertise aus den Gruppen (auch bzgl. Moderation) hätte besser genutzt werden können
  • Ich hatte Fragen vorbereitet, die ich nicht loswerden konnte, da es keinen Raum dazu gab.

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Was auch immer Sie mit der Veranstaltung bezwecken wollten bleibt weiter unklar. Ich gehe – wie viele andere – mit einer Mischung aus Verzweiflung und Resignation aus dieser Veranstaltung. Ich denke auch Sie können diese Gefühle nachvollziehen. Es fällt mir schwer die richtigen Worte für die Kritik zu finden, weil es mit diesem Text keinesfalls darum gehen soll Ihnen Vorwürfe zu machen oder Sie bloßzustellen.

Ein erschreckender Gedanke, den ich gern mit Ihnen teilen würde war der, dass wir mit gespielter Bürger*innenbeteiligung, mit schlechten Präsentationen und mit Plakaten, die wenig einladend sind, die Demokratie gefährden. Ich unterstelle den Menschen, die an Bürger*innenbeteiligungen teilnehmen, einen starken Glauben in demokratische Prozesse und eine Hoffnung darauf haben, dass Ihre Stimme einen Wert hat. Diesen Menschen nach einer solchen Veranstaltung die Verzweiflung in den Augen ablesen zu können besorgt mich. Wir höhlen unsere Demokratie ganz alleine aus – ohne dass rechte Ideologien diese Prozesse stören. Dies gilt für Münster. In anderen Städten werden Veranstaltung solcher Art wohl regelmäßig von AfD-Sympathisant*innen gekapert. Wir werden in naher Zukunft die braune Kacke so heftig am dampfen haben, wenn wir unsere demokratischen Mittel nicht dagegen verteidigen. Und wir verteidigen die Demokratie, indem wir zeigen, dass diese Veranstaltungen einen Wert haben. Wenn wir eine positive Erzählung schaffen, in der die Bürger*innen und die Menschen der Stadtverwaltung auf Augenhöhe miteinander sprechen, gemeinsam Entscheidungen treffen und diese Entscheidungen auch gemeinsam gegen Kritiker*innen verteidigen.

Wir haben in der Klimagerechtigkeitsbewegung viele Menschen gehen sehen. Nicht zuletzt auch bei den Beteiligungsprozessen hier in der Stadt. Dabei zuzusehen, wie der Glaube an eine bessere Welt in vielen Herzen stirbt, tut weh. 

Es ist wirklich allerhöchste Zeit für eine positive Erzählung. Lassen Sie uns gemeinsam den Arsch in den Sattel schwingen und losreiten. Lassen Sie uns gemeinsam Stärke zeigen und den Wandel herbeiführen, über den wir seit Jahren sprechen. Entgegen aller Kritik. Weil es hier ums Leben geht, es geht um die Menschlichkeit und die Demokratie und darum, wie lange wir diese demokratischen Möglichkeiten noch haben werden.

Dass das nicht leicht wird, wissen wir. Dass es mit jedem Tag, an dem wir nicht weiter kommen, schwerer wird, auch. Wir wissen mittlerweile über verschiedenste, vor allem soziale, aber auch ökonomische Faktoren, die der sozial-ökologischen Transformation im Weg stehen. Wir wissen über fehlende emotionale Bildung, über ungenügende Umweltbildung, wir wissen von einem Sozialsystem, das seit Jahrzehnten ausgehöhlt wird, von Klassenunterschieden, die durch die starke Individualisierung durch die ökonomische Umgebung unsichtbar gemacht werden. Wir wissen von fehlender Aufklärung über politische Teilhabe und trotzdem wollen wir nicht stehenbleiben. Hier geht es ums Ganze. Hier geht es um uns alle und es geht darum gemeinsam weiterzugehen. Trotz der ganzen Probleme – oder gerade deswegen. 

Ich möchte Ihnen hiermit die Einladung aussprechen, für kommenden Veranstaltungen auf die Klimagerechtigkeitsbewegung zuzukommen. Wir üben uns seit Jahren in der Moderation von Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden. Wir erproben, wie Entscheidungen in Gruppen getroffen werden können und üben uns darin, unsere Argumente und unsere Agenda gegen Kritik und schlechte Presse zu verteidigen. Diese Fähigkeiten möchte ich Ihnen anbieten. Lassen Sie uns gemeinsam davon profitieren. Schulter an Schulter können wir mehr erreichen, als weiter Grabenkämpfe zu führen. Alles was wir brauchen ist ein erster Schritt von Ihnen auf uns zu. Sie haben aktuell die Machtposition inne. Sie haben die Wahl, ob Sie uns als Verbündete oder als Kritiker*innen auf Ihren Veranstaltungen sehen werden. Hier stehen wir und wahren diese demokratische Ordnung. Durch unsere Stimme bei der Wahl haben wir Ihnen diese Macht gegeben. In der Hoffnung auf ein gutes Leben. Gehen Sie bitte sorgsam damit um. Hier geht es schon lange nicht mehr ums Klima. Hier geht es um die Menschlichkeit.

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  • Motivation zur Teilnahme: Dringender Wunsch, am lebensnotwendigen Wandel TEILHABEN zu können und (wahrscheinlich ein letztes Mal) zu sehen, inwiefern die Vorschläge der Zivilgesellschaft tatsächlich ernst genommen werden und transparent damit umgegangen wird.
  • Ergänzung zur Frage, wo wir uns einordnen würden und meiner (u.a.) Auswahl „Klima-Engagierte“: Das Wort „Klima“ ist zwar etabliert. Es ist mir allerdings erstens zu abstrakt (und da spreche ich sicher erst recht für Nicht-Akademiker:innen) und zweitens trifft es „Menschheit“ oder „Überleben“ deutlich besser. Es geht um ein gutes Überleben für alle lebenden Wesen.
  • Positiv:
  1. an einer Stelle hat die Moderation als Beispiel dafür, was wir von der Stadt benötigen, den Punkt „Infrastruktur“ genannt. Das ist das Zentrale, das die Stadt (und die Menschheit generell) – natürlich neben allen individuellen Aktivitäten – braucht: Geänderte Infrastrukturen wie autoarme Städte erlauben automatisch ein nachhaltigeres Verhalten auch von Nicht-Überzeugungstätern wie wir sie im Workshop versammelt waren (und DIE wollen wir doch erreichen!).
    Das kann natürlich DIREKT geschehen mit kleinen Taten, die persönlich erfahrbar sind und damit Selbstwirksamkeit vermitteln – notwendig, aber nicht ausreichend. Aber auch INDIREKT mit geänderten Strukturen, in denen Menschen nicht mal bewusst sein muss, dass sie sich nachhaltiger verhalten als vorher (bspw. dafür sorgen, dass Standardgerichte in Kantinen vegetarisch/vegan gut wie greifbar und preislich vorteilhaft sind).
  • Negativ (nur ein paar Punkte):
  1. Die Rolle der Beteiligungslotsin mir nicht transparent. Sie hätte auch sicher nicht die sehr barrierearme Gestaltung der Stellwände mit den Ergebnissen ausgleichen können: viel zu kleine Schrift (auch auf den Namensschildern) bei den ausgedruckten Eingaben, außerdem datenschutzrechtlich stümperhaft unkenntlich gemachte Mail-Adresse… allein dadurch wirkte die Veranstaltung nicht gut vorbereitet.
  2. Es gibt didaktischen Verbesserungsbedarf, bspw. Angabe der ungefähren Endzeit für Diskussionen bei gleichzeitig angekündigter Offenheit bei Bedarf.
  3. Inhaltlich gäbe es Vieles… Wir haben uns m.E. im Kreis gedreht. Es kamen Vorschläge, die oft genug schon geäußert wurden, und der Versuch, konkrete Maßnahmen dazu zu sammeln, hätte erstens stärker strukturiert sein müssen, zweitens war er durch die überwiegend individuelle Perspektive auf das notwendige aber nicht ausreichende Maß eingeschränkt, und 3. wären einige Vorschläge so gar nicht umsetzbar. Hier hätte ein anderes Format – zum Beispiel ein Bürger:innenrat – mehr Expertise bringen können.
  4. Die dennoch vorhandene Expertise im Raum wurde einerseits viel zu spät und von den meines Erachtens falschen Leuten eingeholt (z.B. Aspekte wie Kriterien der Eingabemaske oder dass der Link super schwer zu finden ist – dafür gibt es Experten in Technik und Barrierefreiheit und das hätte schon längst geschehen können). In der Kürze der Zeit hätte anderes Wissen genutzt werden können und mehr Raum für ganz offene Rückfragen (die auch stringent hätten moderiert werden können und müssen, damit es nicht ausufert).
  5. Ich hatte leider mal wieder das Gefühl, dass von der Stadt einfach keine ernsthafte Bürgerbeteiligung gewünscht ist und das auch von der Spitze intern klar kommuniziert worden sein dürfte. Das finde ich nicht nur extrem ärgerlich und frustrierend, sondern auch wahnsinnig traurig und unmenschlich, da der Oberbürgermeister selbst 5 (!!!) Kinder hat. Ich verstehe es einfach nicht.

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Ich war leider alles in allem ziemlich enttäuscht von der Veranstaltung. Nach dem Einladungstext hatte ich gehofft und erwartet, dass im Workshop am weiteren Prozess gearbeitet wird. Dies wurde aus meiner Sicht allerdings nicht zur Genüge getan. Es kam mir nicht sehr sinnvoll vor, mit sämtlichen Teilnehmenden an Detailfragen wie der Ausfüllmaske der Homepage zu arbeiten.       

Hier einige Punkte, die ich anmerken möchte:

  • viel zu kurze Arbeitsphasen in zu großen Gruppen. Hier waren auch die Aufgabenstellung und das Vorgehen oft unklar, was die Moderation und eine sinnvolle Zeiteinteilung erschwert hat. Eine Diskussion war in beiden Phasen kaum möglich, da das Prinzip galt, dass reingerufen werden musste. Das ermöglicht nicht allen eine Teilnahme. 
  • es ist absolut unklar geblieben, warum wir in Arbeitsphase 2 die „TOP 3 Ideen“ raussuchen sollten, was das heißen soll und was daraus folgt. Aus meiner Sicht waren es einfach Beispiele, um konkret diskutieren zu können, was in meiner Gruppe (3) aber nicht passiert ist. Ich hoffe nicht, dass Sie daraus ableiten möchten, was wichtig ist und was nicht! Es muss in wahnsinnig vielen Bereichen etwas passieren, um Klimaneutralität zu erreichen und den Klimawandel zu stoppen.
  • Die Transparenz hat gefehlt: Wer entscheidet denn nun anschließend über die Kriterien und wie mit den Beiträgen umgegangen wird, die diese nicht erfüllen?
  • die Moderation hat sich nicht vorgestellt, daher mussten sich alle selbst erschließen, welche Rolle sie und auch Herr Möller hatten bzw. haben. 
  • Der Gallery Walk war räumlich eng und mit den Schriftgrößen nicht gut lesbar, erst recht, wenn viele Menschen gleichzeitig darauf gucken sollten

Ich hätte mir gewünscht, mehr Informationen über den bisherigen und den geplanten weiteren Prozess zu erhalten – oder zumindest die Möglichkeit, danach zu fragen:

  • wie soll dieser Stadtvertrag aussehen? Hat das schon jemand festgelegt? Wenn nicht, wer entscheidet wann darüber? 
  • in der Einladung wurde unterschieden zwischen Zivilbevölkerung, Stadtverwaltung und Unternehmen. Kann ich also davon ausgehen, dass es zwei weitere Prozesse gibt? Wie sehen diese aus? Was ist der Beitrag von Unternehmen und der Stadtverwaltung? Wer legt das fest? 
  • Diese Erfahrungen machen mir (und anderen) wenig Lust, sich bei weiteren Veranstaltungen einzubringen, denn es bleibt das Gefühl, nicht wirklich etwas bewirken zu können. Es entsteht dann schnell der Eindruck einer Scheinbeteiligung. Für einen demokratischen Prozess wünsche ich mir Begegnungen auf Augenhöhe, gemeinsame Entscheidungen und vor allem Transparenz über Abläufe, Prozesse etc. Gerne auch nicht erst auf den Veranstaltungen selbst, sondern auch bereits in der Vorbereitung. 
  • Zum Klimastadtvertrag möchte ich außerdem gerne noch einmal die Idee der Commons-Public-Partnerships (CPP) einbringen. Diese habe ich bereits im Treffen bei der Reflexion des Klimaforums eingebracht. Ich denke, diese Form des Kooperationsvertrages zwischen einer öffentlichen Körperschaft und zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen/Vereinigung passt ideal zum Klimastadtvertrag und würde ihm mehr Bedeutung verleihen. So kann Münster einen eigenen Weg gehen. Ich bzw. wir können Ihnen gerne weitere Informationen dazu aufbereiten oder ins Gespräch kommen. Als kleiner Eindruck ist dieser Link hilfreich: https://www.rifs-potsdam.de/de/blog/2023/03/commons-public-partnerships-sind-booster-fuer-die-sozial-oekologische-transformation

Ein weiteres Echo, das ebenfalls direkt an die Stabstelle Klima gerichtet wurde, soll hier veröffentlicht werden.