Klimabeirat veröffentlicht Stellungnahme zur Energie- und Treibhausgasbilanz 2021

Presseinformation vom 10.03.2023

In seiner letzten Sitzung hat sich der Klimabeirat mit der kürzlich veröffentlichten Energie- und Treibhausgasbilanz der Stadt Münster beschäftigt. Das Ergebnis war erwartbar: Die Emissionen in der Stadt Münster sinken viel zu langsam – das Ziel der städtischen Klimaneutralität bis 2030 rückt damit in weite Ferne.

Die Zahlen der Bilanz waren ernüchternd – die Treibhausgasemissionen sind im Coronajahr 2021 nicht weiter gesunken, im Vergleich zu den Vorjahren sogar leicht angestiegen. Auch andere Kennziffern zeigen, dass sich die Entwicklung in Münster nicht im notwendigen Maß in Richtung Klimaschutz bewegt: Die Anzahl der neuzugelassenen PKW ist beispielsweise signifikant höher (+ 48 %) als die Zuwächse bei der wohnberechtigten Bevölkerung (+ 14 %). Auch steigt die Wohnfläche pro Kopf seit Jahren an.

Helga Hendricks, Geschäftsführerin des Klimabeirats, rechnet vor: „Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird Münster ungefähr erst 2090 klimaneutral.“

In seiner Stellungnahme fordert der Klimabeirat daher, das Ziel Klimaneutralität 2030 mit deutlich stärkeren Ambitionen zu verfolgen: Die Bemühungen für Klimaschutz müssen auf allen Ebenen eine Dringlichkeit annehmen, die bisher noch nicht ausreichend sichtbar wird. Eine bloße Intensivierung bisheriger Ansätze kann nicht annähernd die notwendigen Einsparungen bringen; es braucht innovative und teils auch einschneidende Maßnahmen.

Zwar kann Münster nicht für sich allein klimaneutral werden, da die Entwicklungen im kommunalen Klimaschutz wesentlich von Faktoren beeinflusst werden, auf die die lokale Politik und Verwaltung nur bedingt Einfluss haben. Aber auch bei den Maßnahmen, die im Einflussbereich der Stadt liegen, sei in den vergangenen Jahren zu wenig passiert, so das Gremium.

Konkret fordert der Klimabeirat deshalb:

  • Oberbürgermeister Markus Lewe, die Bundestags- und Landtagsabgeordneten sowie Dezernent:innen, hohe Verwaltungsmitarbeitende und Amtsleiter:innen müssen ihre Lobbyarbeit für Klimaschutz auf allen politischen Ebenen verstärken. In Land, Bund und EU muss vehement darauf hingewiesen werden, welche Spielräume und Vorgaben Städte brauchen, um eine Chance zu haben, Klimaneutralität zu erreichen.
     
  •  Münster braucht einen konkreten „Klimaschutz-Umsetzungsplan auf Jahresbasis“, aus dem nachvollziehbar hervorgeht, welche operativen Klimaschutzmaßnahmen in den kommenden Jahren geplant und umgesetzt werden. Über den Umsetzungsstand soll jährlich berichtet werden.
     
  • Münster braucht eine wirksame Suffizienzpolitik, um den Energie-, Flächen- sonstigen und Ressourcenverbrauch dauerhaft zu reduzieren. In neuen Quartieren müssen beispielsweise Wohnungen so geschnitten sein, dass – insbesondere für Ein-/Zweipersonenhaushalte – eine Begrenzung der Wohnfläche pro Kopf als neue Leitlinie zum festen Bestandteil bei der Konzeptvergabe wird. Die Verschiebung vom motorisierten Individualverkehr zum Umweltverbund muss dringend forciert werden. Energiesparen muss belohnt werden, Verschwendung sehr teuer werden.
     
  • Ein breites Bündnis in der Politik muss dafür einstehen, dass auch kurzfristig unbequeme Maßnahmen Mehrheiten finden und den Bürgerinnen und Bürgern vermittelt werden. Klimaschutz dient dem Gemeinwohl und bringt viele Vorteile, aber er bedeutet auch Veränderung; die erwartbaren Belastungen müssen primär von privilegierten Gruppen getragen werden.

Die im kommenden Jahr zu veröffentlichende Bilanz für 2022 lässt auch keine Fortschritte bei der Emissionsreduktion erwarten: Zwar wurde Energie gespart – bis zu 15 % weniger Erdgas in Münster – aber dafür mehr Kohlestrom genutzt.

Quelle: https://www.klimabeirat-muenster.de/pressemitteilungen/