Solarpaneele statt landender Flugzeuge, Gemüse statt parkender Autos: Eine Vision zur Nachnutzung des Flughafens Münster-Osnabrück (FMO) haben Dr. Jennifer Sobiech-Wolf und Professor Dr. Rosemarie Tüpker von „Scientists for Future“ Münster entwickelt. Die Utopie der Wissenschaftlerinnen sieht einen Energiepark gepaart mit biointensiver Landwirtschaft vor.

„Viele denken vielleicht: Wenn der FMO weg ist, dann ist da nichts“, beschreibt Sobiech-Wolf die Motivation der beiden Wissenschaftlerinnen für ihr ehrenamtliches Engagement. „Wir möchten zeigen, dass man etwas Gutes aus den Flächen machen kann.“ Mit der Vision würden Arbeitsplätze geschaffen, Lebensmittel regional erzeugt und vermarktet sowie das Klima und die Umwelt geschützt. „Außerdem wäre es ein Leuchtturmprojekt, das Vorbild sein könnte für die Nachnutzung anderer Regionalflughäfen oder Industriebrachen“, sagt Tüpker.

Für den Energiepark werden nur die Start- und Landebahnen zurückgebaut. An ihrer Stelle entstehen entsiegelte Flächen für einen Solarpark. Unter den aufgeständerten Paneelen wird biointensive Landwirtschaft betrieben: eine Art der Landwirtschaft ohne den Einsatz von großen Maschinen und ohne Pestizide, mit Anbau in Mischkultur. Hühner halten die Beikräuter klein und picken die Reste. Auf Freiflächen können zudem Streuobstwiesen mit Schafbeweidung angelegt werden.

Auch die Parkhäuser werden landwirtschaftlich genutzt: Vertical Farming (vertikale Landwirtschaft) lautet hier das Stichwort. Gemüse und Obst profitieren dabei dank des selbst erzeugten Stroms von Wärme und Licht. „So kann jahreszeitunabhängig angebaut werden“, betont Sobiech-Wolf.

Die Gebäude werden ebenfalls weiterhin benötigt: für Verwaltungs-, Schulungs- und Gastronomieräume, außerdem für bereits ortsansässige Firmen. Logistiker etwa werden auch in dieser Vision gebraucht: Die erzeugten Produkte sollen regional vermarktet werden – ein Beitrag zur Stärkung der Lebensmittelsicherheit, aber auch der Wirtschaft der Region.

Sobiech-Wolf und Tüpker hoffen nun, dass Expert:innen ihre Vision in einen Plan gießen können. „Wir brauchen Zahlen, die Wirtschaftlichkeit muss berechnet werden“, sagt Tüpker. Sie als naturinteressierte Musiktherapeutin und Sobiech-Wolf als Landschaftsökologin könnten das nicht ehrenamtlich leisten. Die beiden haben erste Kontakte in die Politik und Wirtschaft geknüpft. „Es gab positive Resonanz“, berichtet Tüpker. Wenn ein erster Wirtschaftlichkeits-Plan steht, soll es eine umfassende Beteiligung der Bürger:innen geben – inhaltlich, aber vielleicht auch finanziell: Der Energiepark könnte als Bürgergenossenschaft realisiert werden. Die beiden Wissenschaftlerinnen hoffen nun auf eine rege Diskussion ihres Vorschlags. Tüpker: „Dieses Projekt wäre so ein Gewinn fürs Münsterland, weil der landwirtschaftliche Ansatz unheimlich gut hierher passt.“

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Auf den entsiegelten Landebahnen soll ein Solarpark in Kombination mit biointensiver Landwirtschaft entstehen. Die Produkte werden regional vermarktet.

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In den Parkhäusern werden in vertikaler Landwirtschaft Obst und Gemüse angebaut. Die dafür nötige Energie wird im Solarpark selbst produziert.

Flyer EnBioLa (pdf im neuen Fenster)

 Dr. Jennifer Sobiech-Wolf (Foto: Privat)

Prof. Dr. Rosemarie Tüpker (Foto: Privat)